Der Kirchenkreis Plön-Segeberg setzt ab 1. September erstmals eine Flüchtlingsbeauftragte ein. Das Amt wird die Sozialpädagogin Astrid Schukat (47) ausüben.
Von Silke Rönnau
Kreis Segeberg. Offiziell fängt sie ihren Dienst am 1. September an. „Doch die Termine fliegen schon rein“, sagt Astrid Schukat. Die gebürtige Hamburgerin, die seit einem Jahr in der Gemeinde Kühren bei Preetz lebt, hatte zunächst eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht. Doch nach einigen Jahren stellte sie fest, dass sich das Berufsbild immer mehr veränderte und begann nebenher, Sozialpädagogik zu studieren. Im Rahmen einer Hospitation kam sie zum offenen Vollzug in Norderstedt – und wunderte sich über den Kontrast zwischen dem freundlichen Backsteingebäude für die „harten Jungs“ einerseits und den mit Nato-Stacheldraht abgesperrten Container andererseits. Dort saßen Abschiebehäftlinge, „die nichts verbrochen hatten – nur dass sie nicht die richtigen Papiere hatten“.
Astrid Schukat engagierte sich daraufhin ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit sowie in einer Gruppe für Seelsorge und Beratung in der Abschiebungshaft. Ab 2007 leitete sie die Deutsche Seemannsmission in Hamburg, als 2009 plötzlich ein Anruf vom Kirchenamt kam : Sie wurde gefragt, ob sie als Abschiebungsbeobachterin auf dem Hamburger Flughafen arbeiten wollte. Sie habe nur kurz überlegt, ob sie ihre unbefristete Stelle gegen das auf zunächst drei Jahre angelegte Projekt aufgeben sollte. „Seeleute haben eine Lobby – Flüchtlinge nicht.“
Sie überprüfte, ob bei der Abschiebung die menschenrechtlichen Standards von den Behörden eingehalten wurden oder ob es Missstände gab. Die Ergebnisse flossen in ein Forum ein, in dem Vertreter aus beteiligten Behörden, Kirchen und Menschenrechtsorganisationen saßen. Oft war sie schon um 4 oder 5 Uhr morgens am Flughafen, um sich mit Händen und Füßen oder mithilfe eines Dolmetschers mit den Flüchtlingen zu unterhalten. „Dabei durfte ich keine Erwartungen bei ihnen wecken“, erzählt sie. Ihre Aufgabe war es, die Gefühle der Ohnmacht, Wut und Trauer mitzutragen, um sie auf diesem schwierigen Weg zu begleiten.
Sie habe die humanitäre Sicht der Behörden in Schleswig-Holstein geschätzt und freue sich deshalb besonders, jetzt hier arbeiten zu können, nachdem das Projekt im April 2015 ausgelaufen war. Zu ihren Aufgaben gehöre es, die Kirchengemeinden frühzeitig zum Thema Kirchenasyl zu beraten – „nicht erst, wenn die Menschen vor der Tür stehen“. Den ersten Termin hat sie am 17. September in Probsteierhagen. Außerdem will sie die Ehrenamtlichen in ihrer Arbeit unterstützen und ihnen zeigen, wie und wo sie Halt finden können.
Auch privat kümmert sie sich um Flüchtlinge, nahm selbst 2003 ein zwölfjähriges Mädchen von der Elfenbeinküste als Pflegekind auf und hat auch in Kühren ein offenes Haus, um den Menschen ein Zuhause auf Zeit zu bieten und ihnen den Start in Deutschland zu erleichtern. Es sei schön zu sehen, wie blasse, schmächtige Kinder, die monatelang in Aleppo die Wohnungen nicht verlassen haben, im Garten wieder fröhlich spielen. „Dann weiß man, dass man alles richtig macht.“ Natürlich brauche man viel Toleranz.
Aber wenn abends am Tisch ein fröhliches Sprachengewirr erklingt und die Menschen lachen, dann sei das unbezahlbar: „Es bereichert das Leben.“
Von Silke Rönnau
Kreis Segeberg. Offiziell fängt sie ihren Dienst am 1. September an. „Doch die Termine fliegen schon rein“, sagt Astrid Schukat. Die gebürtige Hamburgerin, die seit einem Jahr in der Gemeinde Kühren bei Preetz lebt, hatte zunächst eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht. Doch nach einigen Jahren stellte sie fest, dass sich das Berufsbild immer mehr veränderte und begann nebenher, Sozialpädagogik zu studieren. Im Rahmen einer Hospitation kam sie zum offenen Vollzug in Norderstedt – und wunderte sich über den Kontrast zwischen dem freundlichen Backsteingebäude für die „harten Jungs“ einerseits und den mit Nato-Stacheldraht abgesperrten Container andererseits. Dort saßen Abschiebehäftlinge, „die nichts verbrochen hatten – nur dass sie nicht die richtigen Papiere hatten“.
Astrid Schukat engagierte sich daraufhin ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit sowie in einer Gruppe für Seelsorge und Beratung in der Abschiebungshaft. Ab 2007 leitete sie die Deutsche Seemannsmission in Hamburg, als 2009 plötzlich ein Anruf vom Kirchenamt kam : Sie wurde gefragt, ob sie als Abschiebungsbeobachterin auf dem Hamburger Flughafen arbeiten wollte. Sie habe nur kurz überlegt, ob sie ihre unbefristete Stelle gegen das auf zunächst drei Jahre angelegte Projekt aufgeben sollte. „Seeleute haben eine Lobby – Flüchtlinge nicht.“
Sie überprüfte, ob bei der Abschiebung die menschenrechtlichen Standards von den Behörden eingehalten wurden oder ob es Missstände gab. Die Ergebnisse flossen in ein Forum ein, in dem Vertreter aus beteiligten Behörden, Kirchen und Menschenrechtsorganisationen saßen. Oft war sie schon um 4 oder 5 Uhr morgens am Flughafen, um sich mit Händen und Füßen oder mithilfe eines Dolmetschers mit den Flüchtlingen zu unterhalten. „Dabei durfte ich keine Erwartungen bei ihnen wecken“, erzählt sie. Ihre Aufgabe war es, die Gefühle der Ohnmacht, Wut und Trauer mitzutragen, um sie auf diesem schwierigen Weg zu begleiten.
Sie habe die humanitäre Sicht der Behörden in Schleswig-Holstein geschätzt und freue sich deshalb besonders, jetzt hier arbeiten zu können, nachdem das Projekt im April 2015 ausgelaufen war. Zu ihren Aufgaben gehöre es, die Kirchengemeinden frühzeitig zum Thema Kirchenasyl zu beraten – „nicht erst, wenn die Menschen vor der Tür stehen“. Den ersten Termin hat sie am 17. September in Probsteierhagen. Außerdem will sie die Ehrenamtlichen in ihrer Arbeit unterstützen und ihnen zeigen, wie und wo sie Halt finden können.
Auch privat kümmert sie sich um Flüchtlinge, nahm selbst 2003 ein zwölfjähriges Mädchen von der Elfenbeinküste als Pflegekind auf und hat auch in Kühren ein offenes Haus, um den Menschen ein Zuhause auf Zeit zu bieten und ihnen den Start in Deutschland zu erleichtern. Es sei schön zu sehen, wie blasse, schmächtige Kinder, die monatelang in Aleppo die Wohnungen nicht verlassen haben, im Garten wieder fröhlich spielen. „Dann weiß man, dass man alles richtig macht.“ Natürlich brauche man viel Toleranz.
Aber wenn abends am Tisch ein fröhliches Sprachengewirr erklingt und die Menschen lachen, dann sei das unbezahlbar: „Es bereichert das Leben.“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wir prüfen Kommentare auf ihre rechtliche Zulässigkeit...
Viel Erfolg beim Verbreiten Ihrer Meinung!
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.