Wer vor Krieg, Hunger und Vertreibung nach Deutschland flüchtet, der dürfte von einem Glücksfall reden, wenn er im Amt Leezen ein erstes Asyl findet. Die Asylbewerber erhalten richtige Wohnungen, bekommen ehrenamtliche „Begleitengel“ an die Seite gestellt und dürfen dreimal pro Woche zum Deutschkursus.
Von Andreas Wicht
veröffentlicht: Samstag, 14.02.2015 07:00 Uhr
aktualisiert: Montag, 16.02.2015 00:27 Uhr
Vahe Chibukhchyan (von links) aus der Ukraine, Habib Obaidi aus Afghanistan und Vivadi Ganiev aus Aserbaidschan besuchen den Deutschkursus von Manfred Neumann aus Neversdorf.
Leezen. Jeden letzten Mittwoch im Monat kümmert sich eine Sozialarbeiterin vom Kreis Segeberg mit Hilfe eines Dolmetschers um die Grundbedürfnisse der Asylbewerber. Diese Termine sind regelmäßig sehr gut besucht.
Von Andreas Wicht
veröffentlicht: Samstag, 14.02.2015 07:00 Uhr
aktualisiert: Montag, 16.02.2015 00:27 Uhr
Vahe Chibukhchyan (von links) aus der Ukraine, Habib Obaidi aus Afghanistan und Vivadi Ganiev aus Aserbaidschan besuchen den Deutschkursus von Manfred Neumann aus Neversdorf.
Leezen. Jeden letzten Mittwoch im Monat kümmert sich eine Sozialarbeiterin vom Kreis Segeberg mit Hilfe eines Dolmetschers um die Grundbedürfnisse der Asylbewerber. Diese Termine sind regelmäßig sehr gut besucht.
Auch die Amtsverwaltung Leezen hilft. „Zu den Aufgaben gehört es, die Menschen mit Wohnraum und einfachstem Mobiliar zu versorgen, einmal pro Monat die Sozialhilfe in bar auszuzahlen und Krankenscheine für die ärztliche und zahnärztliche Grundversorgung auszugeben“, erläutert Wilfried Daus vom Amt Leezen.
Die Zuweisungszahlen zeigen, dass das Aufgabenfeld wächst. Der neue Landrat Jan Peter Schröder will in der Kreisverwaltung sogar einen eigenen Fachdienst bilden und ausbauen. Kamen 2013 noch 327 Asylbewerber ins Kreisgebiet, so war 2014 bereits für 704 notleidende Menschen Segeberg eine Zwischenstation auf dem Weg ins Asyl. Eine Prognose für dieses Jahr geht von etwa 1050 neuen Asylbewerbern im Kreis aus.
Davon werden 34 dem Amt Leezen zugewiesen werden. Momentan leben 44 Asylbewerber im Amtsbereich - 25 Erwachsene und 19 Kinder. „Wir hatten nicht mit so hohen Zahlen gerechnet, da in Boostedt doch die große Unterkunft in der ehemaligen Kaserne entsteht“, sagt Holger Pirdzuhn vom Amt Leezen. Nun gibt es plötzlich einen erhöhten Bedarf an Wohnungen. An elf Standorten, vor allem in Todesfelde, Neversdorf und Leezen, fand das Amt bislang Unterkünfte.
Die Arbeit der Kommunalverwaltung wird in Leezen wie im Rest des Kreises von „Begleitengeln“ unterstützt. Sie leisten ehrenamtlich Unterstützung bei alltäglichen Notwendigkeiten und sind Ansprechpartner zur Überwindung erster Herausforderungen im fremden Land. In Leezen wird dreimal pro Woche im Amtsgebäude in Leezen ein Deutschkursus angeboten. Weil der Raum künftig intern benötigt wird, steht ein Umzug in die Pastoratsscheune bevor.
Die erwachsenen Schüler unterrichtet Manfred Neumann aus Neversdorf gemeinsam mit seiner Frau Vera Sorgenfrei in Deutsch. Er ist pensionierter Lehrer. Hinzugestoßen war das Paar in die Gruppe der „Begleitengel“, als es der Gemeinde Wohnraum anbieten wollte.
Vor einem Monat begann sich ein Kreis aus zwölf ehrenamtlichen Helfern zu bilden. „Ich bin selbst früher mit meinen Eltern aus Tschechien geflohen“, berichtet Manfred Neumann über seine Motivation. Die deutsche Willkommenskultur empfindet er bis heute als „etwas behäbig“. Mit seiner weltoffenen Art ändert der Pädagoge aber selbst viel daran. „Ich will den Asylbewerbern sagen: ,Ihr seid hier willkommen’.“
Seine sieben Schüler aus Syrien, Afghanistan, Aserbaidschan und der Ukraine nehmen die Hilfe im Unterricht dankbar an. Als Hausaufgabe sollten sie einmal ihre Wünsche an ihr Leben im Amt Leezen auf Deutsch formulieren. „Sport“ lautete der Wunsch zweier Teilnehmer. Leezens Bürgermeister Ulrich Schulz versprach daraufhin, bald einen Kontakt zum Leezener SC herzustellen. Außerdem standen Kinderfahrrad, Barbie-Puppe, Rollschuhe und historische Bücher auf der Wunschliste. Auch Hobbys wie Gitarre spielen, Schwimmen oder Tennis spielen würden die Flüchtlingsfamilien gerne wieder. Wo möglich, wird nun nach Lösungen gesucht.
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