Wie mit Musikgruppen, die der rechtsradikalen Szene zuarbeiten, umzugehen ist, besprachen 70 Fachleute, Pädagogen, Lehrer und Mitglieder von Bündnissen gegen Rechts in der Jugendakademie in Bad Segeberg.
Von Detlef Dreessen | 05.11.2014 19:00 Uhr
Rapper Refpolk und Label-Managerin Anna Groß referierten in Bad Segeberg über Rechtsextremismus und Musik.
Kreis Segeberg. Im Kreis Segeberg gebe es bisher keine Bands, die Texte mit rechtsradikalem Unsinn verbreiten, sagte Ali Evdedurmaz, Projektleiter für Gewaltprävention und Medienpädagogik im Segeberger Verein für Jugend- und Kulturarbeit. Er weiß von keinen öffentlichen Treffpunkten, wie es sie in Neumünster gibt. „Aber es ist von Wohngemeinschaften die Rede, in denen sich Leute treffen, um rechtsradikale Bands und Liedermacher zu hören“, sagte Evdedurmaz. Außerdem fahren natürlich auch Segeberger zu Konzerten von Rechtsradikalen in anderen Orten, wie jüngst in Greifswald.
Mehr und mehr dringt über das Internet die Musik von Gruppen wie „Frei.wild“ bis in die Kinderstuben vor. Die Band aus Südtirol wehre sich zwar dagegen, als Neonazis bezeichnet zu werden, trotzdem sei sie Wegbereiter für die Parolen der Rechten, berichteten die Referenten. Eltern, die derlei Töne aus den Zimmern ihrer Kinder hören, sowie Lehrer und Pädagogen sollten mit den Jugendlichen darüber sprechen.
Keinesfalls sei jeder rechtsradikal, der diese Titel anhört; auch seien viele Botschaften in scheinbar harmlose Sätze verpackt, sagte Nils Raupach, Mitarbeiter im regionalen Beratungsteam gegen Rechtsextremismus in Kiel. Doch diejenigen, die zu einer faschistoiden Haltung neigten, würden dadurch in ihren Ansichten bestärkt.
Auch wenn viele Rechte sich des Rap und Hiphop bedienen, sei es falsch, diesen Musikstil grundsätzlich zu verteufeln, betonte Anna Groß, Managerin des Berliner Musiklabels Springstoff. Die Musik könne auch eingesetzt werden, um Jugendliche für vernünftige Gedanken zu begeistern. „Musik kann Menschen in beide Richtungen bewegen.“
Rapper Refpolk präsentierte Beispiele aus seinem eigenen Schaffen. Auch er lebe Gefühle wie Wut und Rebellion im Hiphop aus – aber eben nicht gegen Ausländer, sondern gegen Dummheit und überkommene Rollenklischees. „Wir bieten auch Konzerte und Workshops in Schulen und Jugendtreffs an, in denen die Jugendlichen lernen, selbst Texte zu schreiben und Konzerte zu organisieren“, teilten die beiden Berliner mit.
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