Montag, 18. Mai 2015

"Nicht vom Brot allein" - Boostedt wirbt mit Kunst für Flüchtlinge

Im kleinen Kaufhaus von Boostedt werden vier Aquarelle von Flüchtlingen der Hamburger Künstlerin Anke de Vries zu sehen sein. Silke Leng und Ralf Pahl werden die Porträts, hier von der türkischen Kurdin Hatice und dem Palästinenser Tarek, zusammen mit anderen Helfern des kirchlichen Arbeitskreises an 13 Stellen in Boostedt aufhängen.


(c)  Patricia König

„Als Kind von zwölf Jahren haben meine Eltern mich an einen Bräutigam verkauft. Aus diesem Horror bin ich geflohen. Jetzt bin ich eine andere, eine neue, eine selbstbewusste Frau.“ Das steht unter dem Bild von Hatice, einer türkischen Kurdin. „Trotz allem denke ich positiv. Damit bekämpfe ich die Schatten auf meiner Seele“, bekennt der Palästinenser Tarek unter seinem Bildnis. Gemalt hat die Aquarelle die Hamburger Künstlerin Anke de Vries, genau wie 18 andere Porträts von Flüchtlingen, die ab heute in 13 öffentlichen Einrichtungen, Geschäften und Gaststätten von Boostedt aushängen. Die Vernissage von „Nicht vom Brot allein“ ist am Montag, 18. Mai, ab 17 Uhr mit der Künstlerin und vielen Gästen im Kleinen Kaufhaus. Musikalisch wird die Ausstellungseröffnung von dem 18-jährigen Afghanen Ziaudin gestaltet.

Bis Sonntag, 31. Mai, sind die Bilder von ganz verschiedenen Flüchtlingen in Boostedt zu sehen. Möglich gemacht haben das Silke Leng von der ökumenischen Arbeitsstelle Altholstein in Neumünster und der Arbeitskreis Flüchtlingspartnerschaften der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Boostedt. Leng hatte die Bilder von de Vries im Hamburger Zentrum für Ökumene gesehen und dachte sofort daran, die Ausstellung sei etwas für Boostedt. „Gerade jetzt, wo viele Flüchtlinge in der neuen Erstaufnahmeeinrichtung auf dem Kasernengelände ankommen, ist Boostedt der geeignete Ort für de Vries’ Porträts“, erklärt die Diakonin aus Neumünster.

Und weil die Boostedter Bürger die Bilder überall dort sehen sollen, wo sie auch Flüchtlingen begegnen könnten, entstand die Idee, die Aquarelle im ganzen Ort zu verteilen. Dafür gingen Pastor Thomas Lemke sowie Ralf Pahl und Ute Sye vom Arbeitskreis Flüchtlingspartnerschaften von Tür zu Tür - und die standen ihnen für ihre Idee fast überall offen. Nur eine Bank verneinte die Anfrage, Bilder von Flüchtlingen zu zeigen. „Uns wurde gesagt, man müsse Neutralität bewahren“, hörten Leng und Pahl von den Mitarbeitern.

Ab Freitag 9 Uhr werden sich die Helfer des Arbeitskreises zusammen mit Silke Leng und den Originalen der Hamburger Malerin auf den Weg machen und die Porträts verteilen: im Kleinen Kaufhaus, in der Grund- und Gemeinschaftsschule, in der Kindertagesstätte, in der Kirche, im Gemeindehaus, im Amtsgebäude, im Hof Lübbe, bei Familie Todt an der Memelandstraße 7, im Ärztehaus Dr. Seddigh-Brettschneider, bei Edeka Grümmer, bei der Optikerin Möller und im Döner-Imbiss an der Bahnhofstraße. An einigen Ausstellungsstellen wird es Laufzettel mit den Standorten der Porträts geben und wenn die Organisatoren es möglich machen können, dann sollen die Texte der Bilder noch ins Englische übersetzt werden.

Verbunden mit der Ausstellung sind in den nächsten zwei Wochen auch verschiedene Aktionen, die sich mit dem Thema Flüchtlinge befassen. Vom 19. bis 29. Mai sind Workshops um das Thema in der Grund- und Gemeinschaftsschule geplant, am Mittwoch, 20. Mai, ist wieder das Flüchtlingscafé im Gemeindehaus, einen Tag später das Seniorencafé, bei dem es um Flüchtlingsgeschichten geht. Am 22. und 29. Mai sind ab 17 Uhr Einheimische und Flüchtlinge zu einem gemeinsamen Dorfspaziergang zu den de-Vries-Bildern eingeladen, am 29. Mai zum Kino in der Kirche mit dem Film „Willkommen auf Deutsch“ von Hauke Wender und am 31. Mai zum Gospel-Abschlussgottesdienst in die Bartholomäus-Kirche.
 

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