"Extremismus der Mitte" 
Ist die rechte Jugendszene eine subkulturelle Protestbewegung, vergleichbar mit der linken Jugendrevolte der sechziger und siebziger Jahre? Dieser Gedanke sei, behauptet der Schriftsteller Bodo Morshäuser, den Repräsentanten des linksliberalen Mainstream besonders unerträglich. Galt doch juvenile Subkultur per se als etwas Emanzipatorisches und Kreatives, seit der radikale Protest im Verlaufe der siebziger Jahre in eine laszive Freizeitgesellschaft integriert worden war. Selbst das Hakenkreuz war in der von ausgefeilter Sozialtechnik abgesicherten, hedonistischen "Alles geht" Atmosphäre der achtziger Jahre zunächst zum anarchischen Schockeffekt verfremdet, schließlich zum modischen Accessoire verniedlicht worden. Jetzt, da aus dem Spaß wieder Ernst geworden ist und das Hakenkreuz erneut als politisches Kampfsymbol dient, sind das Entsetzen und die Ratlosigkeit gerade bei jenen am größten, deren eigene Wurzeln in einer radikalen Revolte gegen das "Establishment" liegen. Bodo Morshäuser hat sich mit dem Problem des Rechtsradikalismus schon beschäftigt, als noch kaum jemand etwas von Mölln, Rostock, Solingen und Lübeck ahnte oder ahnen wollte. 1988 begann er, den Hintergründen einer Reihe von rechtsextrem motivierten Gewalttaten in der norddeutschen Kleinstadt Kellinghusen nachzugehen. Die Ergebnisse seiner Recherchen hat er in dem Band "Hauptsache Deutsch" verarbeitet. Herausgekommen ist dabei eine gleichermaßen spannende wie erschreckende Realitätsstudie, die die häufigsten Standardreaktionen auf Übergriffe von rechts zu vermeiden versucht: das verharmlosende Herunterspielen ebenso wie den hilflosen Versuch, das Phänomen durch laute Gegenparolen zu übertönen "Warten auf den Führer" ist nun so etwas wie ein Supplementband zu "Hauptsache Deutsch": in zwei Essays, einem fiktiven Dialog und in einem Gespräch über seine Arbeit versucht Morshäuser, seine Einsichten zu aktualisieren und zu verallgemeinern.